“Trust is an important and fluid foundation in our lives that can be experienced on three levels: From our personal sphere, trust can be summed up as “self-confidence”. From the interpersonal level, trusting each other, as well as the belief that loyalty, and responsibility are related to each other. From a social perspective, as is reflected in politics, the personal meets the interpersonal level. Only through a balance between one’s contribution to society and the individual benefit arising from said contribution, can a harmonious-functioning community be created. It is important that we question trust but not to doubt it, in order to enter the future path with confidence. At the “Trust” conference we will deal with aspects of ourselves, each other, and society. Through this theme, we invite you to work with questions of our future, which concern us all.”
Trust – Vertrauen
Artikel für die Erziehungskunst von Tim Lucas Bauer
Die International Students‘ Conference vom 31. März bis 3. April 2021 war die vierte in einer Reihe von Tagungen, die sich an Schülerinnen und Schüler aus aller Welt richten. Sie findet alle zwei Jahre statt – dieses Jahr jedoch anders als sonst voll digital.
Das Thema
In einer Zeit, in der die Schule in den meisten Teilen der Welt ausschließlich digital stattfindet, in der die Freiheiten des Menschen – zum Schutze aller – weitestgehend eingeschränkt sind, in der politische Konflikte und Generationenkonflikte präsenter und angespannter denn je sind, fanden wir eine Auseinandersetzung mit dem Thema Trust (Vertrauen) passend.
Wir haben Vertrauen in drei Ebenen unterteilt: die persönliche, in der es um das Vertrauen zu sich selbst und das Selbstbewusstsein geht, die zwischenmenschliche und die gesellschaftliche.
Die Tagung
Die viertägige Tagung wurde von vier Vorträgen begleitet, die von »Impulses for the Day« eingeleitet wurden. Mit diesen Impulsen haben wir als Tagungsteam eine thematische Richtung aufgezeigt, die dann im Vortrag aufgegriffen wurde und mit der sich die Teilnehmer im Lauf des Tages beschäftigen sollten.
Der erste Tag war der Frage gewidmet, was Vertrauen ist. Constanza Kaliks, Leiterin der Jugendsektion am Goetheanum, ist in ihrem Vortrag auf den Weg, den wir in der Jugendsektion über die letzten Jahre in Richtung Vertrauen erlebt haben, eingegangen und wie wir Vertrauen lernen können. Entlang einer Publikation der UNESCO aus dem Jahr 1996 haben wir uns der Frage, wie man Vertrauen erlernen kann, genähert.
Der zweite Tag stand unter dem Impuls wie »Gegenseitiges Vertrauen aufgebaut ist« (»How is Trust built between us?«). Rodrigo Rubido – ein brasilianischer Architekt, Sozialunternehmer und Teil einer Organisation, die soziale Bildung und Gemeindeentwicklung unterstützt – berichtete darüber, wie er in seinem Arbeitsalltag den Aufbau von Vertrauen in diesen Gemeinden wahrnimmt. Basis, wie dieses Vertrauen aufgebaut werden kann, ist eine Sieben-Schritte-Methode, bei der es darum geht, nicht zu urteilen und die Schönheit und das Potenzial zu sehen, das jede Gemeinschaft mit sich bringt.
Arizza Nocum ist Mitbegründerin und Präsidentin von KRIS, einer gemeinnützigen Organisation, die Bildung als Weg zum Frieden auf den Philippinen einsetzt. In ihrem Vortrag am dritten Tag stand die Frage des Impulses »Wie wird Vertrauen in der Gesellschaft wieder aufgebaut?« im Zentrum. Sie erklärte uns, dass Bildung Schülerinnen und Schülern ermöglicht, eine Situation, die chaotisch ist, zu verstehen und sich dann einer Lösung und »Entwirrung« zu nähern.
Der letzte Tag begann mit Ha Vinh Tho, Gründer des Eurasia Learning Institute for Happiness and Wellbeing und ehemaliger Direktor des Gross National Happiness Centre in Bhutan, mit seinem Vortrag zu dem Impuls «Wie können wir Vertrauen wieder aufbauen?«. Ha Vinh Tho sprach über das dreifache Fundament des Vertrauens, die in drei »Pflegschaften« besteht: für sich selbst, für andere und die Gesellschaft und des Planeten (Natur und Umwelt).
Die Vorträge und Impulse waren zentraler Inhalt der Gesprächsgruppen. Um über den Tag auch wieder Abstand zum Thema zu bekommen, gab es zusätzlich Workshops, die nicht unbedingt etwas mit dem Thema zu tun hatten (z.B. Singen, Astrologie, Yoga und Fotografie) und »Offene Aktivitäten«. Wir wollten auch im Digitalen diese Interaktion anbieten und so konnten die Teilnehmer während dieser Zeit eigene Räume auf unserer Tagungsplattform anlegen, um dort andere Schüler kennenzulernen. Es war beeindruckend zu sehen, dass sich dort wirklich viele gefunden haben, um sich zu unterhalten, Spiele zu spielen und Musik zu machen. Nach den vier Tagen kam eine unbeschreibliche Resonanz von Schülern, aber auch von Lehrkräften und Eltern, dass sie etwas Abwechslung in den sonst so tristen digitalen Alltag gebracht hätten.
Im Januar 2020 hätten wir wahrscheinlich eine digitale Tagung für ein total absurdes Unterfangen gehalten – jetzt stellen wir fest, dass es während dieser außergewöhnlichen Zeit unglaublich wichtig ist, Interaktionen auch im digitalen Raum zu ermöglichen.
Die Inhalte der Tagung sind im Archiv der ISC auf freiwilliger Spendenbasis abrufbar (https://archive.isc.international). Im Booklet über die Tagung wird das Konzept, die Planung und Durchführung mit Artikeln des gesamten Teams detailliert erklärt (60 Seiten, Englisch, www.isc.international/digital-booklet).
Zum Autor: Tim Lucas Bauer ist ehemaliger Schüler der Freien Waldorfschule Wendelstein, ehemaliges Vorstandsmitglied der Waldorf SV und arbeitete zusammen mit Vincent Eichholz von Oktober 2020 bis Mai 2021 in der Jugendsektion am Goetheanum als Hauptorganisator der International Students Conference (ISC).